Zukunftsnews - zwei Wochen voller Arbeit

Am Morgen des ersten Tages - ein Montag: ein Tag, an dem noch unklar ist, was wird und was schon da ist. Nur ein Funke einer Idee existiert, welches Video gedreht werden könnte. Man begibt sich in die Räumlichkeiten, in welchen das Video gedreht werden soll. Mein Herz als Technikfan überschlägt sich vor Freude. Die Möglichkeiten, welche sich in einer solchen Umgebung ergeben, sind nahezu unermesslich. Doch – zuerst braucht es eine Idee. Es wäre witzig, wenn sich eine Person auf einer Ebene befinden würde, auf welcher sich eine Katastrophe abspielt. Diese Person hat jedoch keine Ahnung von dem nahenden Unheil. Dateien wurden angelegt, erste Blender-Dokumente erstellt. Blender??? Für alle die sich nun fragen, was ein Blender sein soll: es ist kein Mixer, sondern ein 3D-Programm, auf welchem verschiedenste Dinge als einfaches Bild oder in 3D simuliert und animiert werden können.

Nun zurück zu den Dateien. Wo beginnen? Ziel war es, nicht nur die Katastrophe, sondern auch die gesamte Umgebung in 3D zu erstellen. Mindestens 5 volle Tage wurden für diese beiden Arbeitsschritte eingeplant. Beginnen wir mit der Katastrophe. Diese sollte überdimensional sein. Dazu brauchte es auch eine überdimensionale Ursache. Wieso nicht ein Alienschiff? Gut, aber allein ein Alienschiff ist langweilig. Ein Flugzeug, welches vom Alienschiff abgeschossen wird, wäre nicht schlecht. Eine Boing 747 sollte es sein. Anfänglich wollte ich ein Alienschiff modellieren, doch diese Idee habe ich schnell verworfen, da sich das Alienschiff in enormer Entfernung befindet und einfaches Stock-Footage ausreichte. Die Boeing wollte ich jedoch selbst erstellen und begann damit, das Flugzeug anhand von Bildern zu modellieren. Eine Seiten-, eine Vorder- und eine Hinteransicht brauchte ich dazu auf jeden Fall. Als ich die Bilder im Internet gefunden hatte, begann ich, aus einem Zylinder das gesamte Flugzeug zu modellieren, und spiegelte das Flugzeug in der Mitte. Anschließend legte ich eine einfache Textur auf das Flugzeug. Danach habe ich ein paar Unebenheiten und eine reflektierende Textur eingefügt, sodass das Flugzeug nicht an allen Stellen gleich reflektiert und etwas realistischer wirkt. Am Ende würde eine der Turbinen in Richtung Kamera fliegen, deshalb konstruierte ich ein Modell, welches etwas mehr Details besaß. Nun musste ich nur noch alle erstellten Objekte, außer die in die Kamera fliegende Turbine, mit dem Flugzeug verbinden. Fertig!

Flugzeugturbine als Teil der Komposition des Videos

Die Umgebung war etwas zeitaufwändiger und erforderte viel Fleiß. Zuerst musste ich mir 3-D- Modelle aus dem Internet heraussuchen, wobei ich mich schnell nur auf Quixel-Bridge konzentrierte, da ich dort einige sehr gute Modelle finden konnte. Zum Boden kamen noch Pflanzen und Gräser hinzu, welche ich alle auf dem Rechner speicherte. Im Vordergrund platzierte ich erste Untergrundtexturen. Es entwickelte sich langsam eine Umgebung. Ich teilte alles in vier Teile auf: den Vordergrund, den mittleren Teil, den hinteren Teil und den Hintergrund. Als Hintergrund benutzte ich ein einfaches Bild. Für den hinteren Teil benutzte ich sehr grob texturierte Modelle und für die Mitte etwas feiner texturierte. Jetzt waren alle Elemente zu platzieren, sodass die Ebenen sich überdecken und ein unsichtbarer Übergang geschaffen wurde. Als alle Elemente an Ort und Stelle waren, erstellte ich einen neuen Ordner in Blender und begann, die Gräser und Büsche einzufügen. Diese stellte ich jedoch nur in den Vordergrund und in den mittleren Teil. Nachdem dies alles erledigt war, konnte ich das Flugzeug und die auf die Kamera fliegende Turbine in die Umgebung laden und animieren. Jetzt musste ich alles einmal rendern, sodass ich es in Davinci Resolve laden und mit dem aufgenommenen Video verbinden konnte. Ich renderte alles in separaten Layern (Schichten), sodass ich volle Kontrolle über Farbe und Verschiebung der einzelnen gerenderten Dinge hatte. Ich renderte die Umgebung nur als Standbild und ließ nur das Flugzeug in der Umgebung Bewegung besitzen. Jetzt wurde alles in Davinci Resolve geladen und erste Farbkorrekturen konnten vorgenommen werden, um die einzelnen Sequenzen miteinander zu verbinden.

Büsche der 3D Szene des Flugzeugabsturzes

Die finale Idee für das Video kam nicht gleich am Anfang und so war zuerst nur die 3D-Umgebung geplant. Schnell hatte ich viele Ideen. Auch das Drehbuch sah ein Studio im Vordergrund vor. Das Studio wurde innerhalb eines Tages modelliert und als Standbild hinter den Reporter eingestellt. Als Interaktion mit der Studioumgebung wurde ein Pult aufgestellt, welcher sich in der Bearbeitungsphase jedoch auch noch als Problem darstellen wird. Nun wurde das Video aufgenommen. Für die Aufnahmen wurde ein Telepromter benutzt.

Das finale Render des Fernsehstudios

Nun zum eigentlichen Spaß: dem Schnitt und der Bearbeitung! In beiden Videosequenzen begann ich mit dem Entfernen des Hintergrundes. Einfacher gesagt als getan … denn am Drehtag hatte der Studioreporter eine blaue Schrift auf dem Hemd. Es war unmöglich, das Blau zu entfernen. Ich musste auf das verhasste, aber sehr hilfreiche Rotoscoping zurückgreifen und das T-Shirt Frame by Frame ausschneiden. Dann kam noch dazu, dass der Tisch das Blau reflektierte. Deshalb musste man den Tisch ebenfalls rotoscopen. Am Ende konnte ich alles verbinden und die weiteren blauen Reflexionen auf dem Reporter und allen anderen Dingen entfernen. Das Bild war gleich viel glaubwürdiger. Derselbe Prozess wurde im Ort „Aliendugucke“ wiederholt. Nun wurden noch die finalen Farbkorrekturen, einige Bilder, das Alienschiff, der Schuss auf das Flugzeug und die dortige Explosion sowie die Soundeffekte hinzugefügt. Unter Zeitdruck und mit Aktivität bis in die letzten Minuten wurde alles bis in die Nachtstunden unter Hochdruck verfeinert - eine Arbeit, die sich meiner Meinung nach unbedingt gelohnt hat!

Das Finale Render des 3D Hintergrundes des Videos
Jakob Streitferdt

Gründer und Produzent von Streja Studios

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Dead Murder - Ein Eintagesritt

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